Wenn sich Menschen wundliegen, wird diese Hautläsion als Dekubitalulzera bezeichnet, kurz Dekubitus. Sie zählt zu den häufigsten chronischen Wunden, besonders bei der Pflege von älteren oder pflegebedürftigen Menschen. Ein Dekubitus geht nicht nur für die Betroffenen mit Schmerzen einher, die Wunde stellt auch Pflegende vor große Herausforderungen. Deshalb ist es wichtig, das Dekubitalulzera mit gezielten Maßnahmen zu vermeiden.
Alle Stellen, an denen sich kaum Fettgewebe befindet und Knochenvorsprünge hervortreten, sind besonders dekubitusgefährdet.
Statistiken zufolge ist ein Dekubitus am Gesäß mit 40 % die häufigste Ulzera-Art, bei etwa 18 % aller Betroffenen bildet sich ein Dekubitus an der Ferse.
Je weiter fortgeschritten das Druckgeschwür ist, umso schwieriger wird die Dekubitus-Behandlung. Um diese von vornherein zu vermeiden, ist eine umfassende Dekubitusprophylaxe essenziell.
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Fakten zu Dekubitus
Der Dekubitus entsteht, wenn ein bestimmtes Hautareal über einen längeren Zeitraum erhöhtem Druck ausgesetzt ist. Dann ist das Areal geschädigt. Unbehandelt wandert die Läsion in tiefe Hautschichten und kann zu schweren Folgeerkrankungen führen. Doch nicht immer kommt es zu einem Dekubitus, denn es müssen bestimmte Faktoren gegeben sein.Wie entsteht ein Dekubitus?
Die Haut besteht aus drei Schichten: Oberhaut, Lederhaut und Unterhaut. Die oberste Hautschicht ist weder von Blutgefäßen noch von Nerven durchzogen, daher ist sie sehr widerstandsfähig. Die beiden darunter liegenden Schichten hingegen sind sehr vulnerabel. Wenn auf ein begrenztes Hautareal für einen bestimmten Zeitraum übermäßiger Druck ausgeübt wird, dann komprimieren dabei kleinste Blutgefäße und Nerven. Infolgedessen gelangt einerseits weniger Sauerstoff zu den Zellen und andererseits können auch Stoffwechselendprodukte aus den Zellen nicht mehr ausreichend abtransportiert werden. Die Zellen sind unterversorgt und vergiften. Die komprimierten Nerven können diese Störung nicht weiterleiten, sodass die Betroffenen den Missstand bemerken würden. Dadurch sterben die unterversorgten und vergifteten Zellen ab – ein Dekubitus entsteht. Aufgrund der Robustheit der Oberschicht sind erst einmal die unteren Hautschichten von einem Dekubitus betroffen. Wenn die Schädigung von außen sichtbar wird, ist die Läsion bereits fortgeschritten.Wer ist dekubitusgefährdet?
Grundsätzlich kann jeder Mensch ein Dekubitalulzera entwickeln. Dennoch gibt es bestimmte Risikofaktoren, welche die Entstehung begünstigen. Dazu zählen beispielsweise:- reduzierte Mobilität oder Immobilität
- Scherkräfte, z. B. durch das „Runterrutschen“ im Bett, Hochziehen beim Lagern
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- hohes Alter
- Erkrankungen, die mit Missempfindungen einhergehen, z. B. Diabetes, Polyneuropathie, Lähmungen
- Mangelernährung oder Unterernährung
- Übergewicht
- Körperanomalien, insbesondere des Skeletts
- Zu- und Ableitungen, z. B. Katheter, Infusionen, Schienen, Sonden
- kognitive oder sprachliche Einschränkungen
- schlechter Hautzustand
- ungenügende oder falsche Lagerung
- externe Druckfaktoren, z. B. Falten im Bettlaken, harte Stoffe, Essensreste im Bett
An welchen Stellen tritt ein Dekubitus am häufigsten auf?
Alle Stellen, an denen sich kaum Fettgewebe befindet und Knochenvorsprünge hervortreten, sind besonders dekubitusgefährdet.
- In Rückenlage sind dies Hinterhaupt, Schulterblätter, Dornfortsätze der Wirbelsäule, Steißbein, Analfalte und Fersen.
- In Bauchlage bei seitlicher Kopfneigung hingegen bilden sich vorrangig Druckgeschwüre an Stirn, Jochbein, Rippen, Schlüsselbein, Darmbeinstachel, Kniescheiben oder Fußrücken.
- Bei einer 90-Grad-Seitenlagerung gelten Ohr, Jochbein, Schulter, Rippen, Ellenbogen, Hüfte, Knie und Knöchel als gefährdet.
- Im Sitzen können sich Menschen an den Schulterblättern, Dornfortsätzen der Wirbelsäule, Sitzbeinhöcker und Fersen wundliegen.
Statistiken zufolge ist ein Dekubitus am Gesäß mit 40 % die häufigste Ulzera-Art, bei etwa 18 % aller Betroffenen bildet sich ein Dekubitus an der Ferse.
Die Dekubitus-Grade
Ein Dekubitus entsteht immer dann, wenn der Druck so hoch ist, dass das Gewebe dadurch Schaden nimmt. Es ist irrelevant, ob der Druck kurzzeitig stark oder längerfristig leicht ist. Abhängig von den Risikofaktoren bilden sich Druckgeschwüre in verschiedenen Stadien.Dekubitus Grad 1
Kennzeichen eines Dekubitus Grad 1 ist eine scharf begrenzte Hautrötung an einer exponierten Stelle. Drückt man mit dem Finger für einige Sekunden auf die Stelle, erblasst die Haut nicht (Fingertest) – einzelne Hautschichten sind bereits geschädigt. Die Haut selbst ist jedoch intakt und nicht erhaben.Dekubitus Grad 2
Bei einem Dekubitus Grad 2 sind bereits alle Hautschichten geschädigt, sodass neben der Rötung auch eine Blase oder Abschürfung sichtbar wird. Sollte sich die Oberhaut lösen, liegt das Wundgewebe frei und kann sich entzünden.Dekubitus Grad 3
Im Dekubitus-Stadium 3 findet man ein tiefes Druckgeschwür vor. Nicht nur die Hautschichten sind betroffen, sondern auch darunterliegende Strukturen wie Muskeln, Sehnen und Bänder. Aufgrund der offenen Wunde ist das Infektionsrisiko sehr hoch, die Betroffenen leiden auch unter starken Schmerzen, manche haben zudem Fieber.Dekubitus Grad 4
Kennzeichen des Dekubitus Grad 4 ist eine Wunde mit Gewebenekrose (Absterben von Zellen), die sich durch schwarze Verfärbungen zeigt. Manchmal sind sogar Knochen sichtbar. Alle Hautschichten und die darunterliegenden Strukturen sind zerstört, die Wunde riecht stark und sondert viel Sekret ab. Neben Fieber, Schmerzen und Bewegungseinschränkung besteht die Gefahr der Sepsis.
Die 5 Säulen der Dekubitusprophylaxe
Je weiter fortgeschritten das Druckgeschwür ist, umso schwieriger wird die Dekubitus-Behandlung. Um diese von vornherein zu vermeiden, ist eine umfassende Dekubitusprophylaxe essenziell.Beobachtung
Bei jedem Transfer bzw. im Rahmen jeder Lagerung der Person muss der Hautzustand inspiziert werden. Nur so lassen sich Druckgeschwüre im Frühstadium erkennen und ein Fortschreiten durch gezielte Lagerungen verhindern. Ein besonderes Augenmerk gilt exponierten Stellen oder Hautarealen, die durch Sonden, Verbände oder Ähnliches belastet werden.Mobilisation und Lagerung
Sind Menschen noch mobil, sollten aktive und passive Bewegungsübungen in den Tag integriert werden. Zum einen entlasten sie das Gewebe, zum anderen verbessern sie die Durchblutung. Bei immobilen Menschen ist auf eine regelmäßige und schonende Mikro- und Makrolagerung zu achten. Jegliche Zug- und Scherkräfte gilt es dabei zu vermeiden.Druckentlastung
Bei Personen mit einem hohen Dekubitusrisiko können sogenannte Weichlagerungssysteme über die Kranken- oder Pflegekasse beantragt werden. Diese Anti-Dekubitus-Hilfsmittel wie zum Beispiel Dekubitus-Kissen verteilen den Auflagedruck und verhindern so die Entstehung von Druckgeschwüren.