Im Interview mit Frau Dr. Sarah Straub, einer promovierten Diplom-Psychologin mit Forschungsauftrag am Universitätsklinikum Ulm zum Thema Demenz und Herrn Wolfgang Link, Leiter eines Catering-Services, (BR3-Fernseh-) Koch und Ernährungsberater geht Claudia Strohmayer von Orbisana der Frage nach, welche Rolle die Ernährung bei Demenz spielt.

Orbisana: Zunächst einmal würde mich interessieren, wie sich Alzheimer und Demenz unterscheiden?

Dr. S. Straub, W. Link: Demenz ist ein Überbegriff für viele unterschiedliche Erkrankungen, welche die geistige Leistungsfähigkeit einer Person einschränken. Die in der Bevölkerung bekannteste und im Alter häufigste Demenzform ist die Alzheimer-Demenz. Hier handelt es sich um eine fortschreitende Erkrankung des Gehirns, in dessen Verlauf die Betroffenen immer mehr geistige Fähigkeiten verlieren, bis sie in ihrem Alltag vollumfänglich auf Unterstützung angewiesen sind. Da der Abbauprozess typischerweise in einer Hirnregion beginnt, welche für unser Gedächtnis wichtig ist, bemerken die Betroffenen sehr häufig als erste Schwierigkeiten, sich neue Informationen zu merken.

Orbisana: Welches sind weitere, weit verbreitete Demenzformen?

Dr. S. Straub, W. Link: Die zweithäufigste Demenzform ist die vaskuläre Demenz. Sie betrifft ebenfalls vor allem ältere Menschen, wird aber nicht durch ein fortschreitendes Nervenzellsterben, sondern durch Durchblutungsstörungen im Gehirn ausgelöst. Diese können überall im Gehirn auftreten, sodass die auftretenden Symptome in Art und Verlauf weniger vorhersehbar sind als bei der Alzheimer Demenz. Alzheimer und vaskuläre Demenz treten häufig gemeinsam auf und werden dann als „gemischte Demenz“ bezeichnet.

Eine dritte wichtige Demenzform ist die frontotemporale Demenz. Sie beginnt früher als die erstgenannten Demenzformen, die Patienten sind in der Regel also unter 65 Jahre alt. Sie ist wie die Alzheimer-Demenz durch ein fortschreitendes Nervenzellsterben verursacht, jedoch sind andere Hirnregionen betroffenen. Dadurch sind auch die auftretenden Symptome Andere: Die Betroffenen zeigen fortschreitende Verhaltensauffälligkeiten und/oder Sprachstörungen.


Orbisana: Welche Rolle spielt die Ernährung bei Demenz?

Dr. S. Straub, W. Link: Die Ernährung spielt zum einen eine wichtige Rolle, um dem demenzbedingten Abbau geistiger und körperlicher Fähigkeiten aktiv entgegenzutreten. Mit einer reichhaltigen, gesunden Ernährungsweise erhalten die vorhandenen gesunden Hirnnervenzellen all das in optimaler Konzentration, was sie brauchen. Außerdem bedeutet Essen Genuss. Wenn geistige Fähigkeiten schwinden, sind es oft die kleinen Dinge im Alltag, die Lebensqualität und Wohlbefinden ermöglichen. Das Essen mit lieben Menschen ist hier von unschätzbarem Wert.

Zum anderen können Demenzpatienten im Verlauf ihrer Erkrankung unterschiedliche Probleme bei Essen entwickeln. Um diese zu minimieren und den Krankheitsprozess nicht noch zu beschleunigen, ist es wichtig, um diese Schwierigkeiten zu wissen und sie aktiv anzugehen.

Orbisana: Gibt es Lebensmittel, die Demenz-Patienten meiden bzw. unbedingt in Ihren Speiseplan integrieren sollten?

Dr. S. Straub, W. Link: Wenn spezielle Symptome wie z.B. Schluckstörungen auftreten, gibt es klare Handlungsanweisungen, denn dann müssen all diejenigen Lebensmittel vermieden werden, an welchen man sich leicht verschlucken kann (z.B. Reis, Vollkornbrot) und die Konsistenzen der Speisen anpassen.

Ansonsten gilt für Demenzpatienten dasselbe wie für uns alle: Vermeiden Sie stark industriell verarbeitete Lebensmittel und arbeiten Sie in der Küche mit frischen Zutaten. Die mediterrane Küche kann hier ein wertvoller Ratgeber sein.

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Orbisana: Gibt es spezielle Vitamine und Mineralstoffe, die Demenz vorbeugen oder gar entgegenwirken können?

Dr. S. Straub, W. Link: So gut wie alle Vitamine und Mineralstoffe sind wichtig für ein intaktes Nervensystem. Studien zeigen, dass es meist nur wenig hilft, wenn einzelne Stoffe substituiert werden. Viel sinnvoller ist es, sich ausgewogen und gesund zu ernähren. In sehr seltenen Fällen können Demenzsymptome beispielsweise spezifisch durch einen Vitamin B12-Mangel verursacht sein, der dann behoben werden muss. Dies hilft aber bei einer Alzheimer-Demenz nicht.

Orbisana: Ihr gemeinsames Buch "Wohlfühlküche bei Demenz" enthält auch viele leckere Rezepte. Welches davon ist Ihr Lieblingsgericht?

Dr. S. Straub, W. Link: Eigentlich gibt es kein wirkliches Lieblingsrezept, aber die mediterrane Küche zur Vorbeugung von Alzheimer-Demenz entspricht meiner Lebensweise am besten. Daher würde ich sagen, von Eier Enchiladas bis Schmorgemüse mit Schafskäse mag ich alles.

Orbisana: Dann möchte ich unseren Lesern sehr gerne das "Enchiladas Rezept" mit Ei und Hackfleisch zum Ausprobieren zukommen lassen.

Vielen Dank Ihnen beiden für das aufschlussreiche Interview zum Thema "Ernährung bei Demenz".

Quellhinweis Rezept: Buch "Wohlfühlküche bei Demenz" mit freundlicher Genehmigung des riva-Verlags. Autoren: Dr. Sarah Straub und Wolfgang Link  | Bildnachweis Autorenporträts: riva-Verlag.
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